Pappe fertig!

Was für eine Freude, der Katalog zu den „Pappies“  – Portraits auf Pappe“ ist da.
Dank an Vivien Sigmund für die kuratorische Begleitung!

„Ich balanciere auf dem Trottoir. Das Pflaster ist ungleichmäßig, alte quaderförmige Tonziegel, teilweise aufgebrochen. Über dem heißen Asphalt liegt der Duft von Lindenblüten. Ein gequältes Quietschen unterbricht die Stille der leeren Straße. Wenige Sekunden später wieder dieses wimmernde Geräusch. Maschinenjammern. Neugierig spähe ich durch die Fenster eines alten Fabrikgebäudes, durch das das Lamento erschallt. Drinnen sehe ich riesige Papierrollen, die sich langsam auf eine Prägepresse zubewegen. Auf der Rotationsspule fehlt offensichtlich ein Tropfen Öl. Oder gibt es hier einen Keilriemen? Ich bin in Luckenwalde. Stehe vor einer traditionsreichen Papierwarenfabrik. Hier werden und wurden die legendären Pappteller produziert. Das Trägermaterial für meine Kunst. In Luckenwalde wurden sie auch erfunden. Von einem Buchbindemeister namens Hermann Henschel. Vor fast 200 Jahren erfand er den geprägten Pappteller zur ästhetischen Aufwertung von Lebensmitteln. Im Luckenwalder Heimatmuseum gibt es Prägeformen aus Messing mit Jugendstilmotiven. Dort habe ich 2010 ausgestellt. Die Portraits auf Papptellern wurden dort wie ein Hofstaat empfangen. Das Ausstellungsbanner wurde von Hand auf Baumwollstoff gemalt. Sogar der Botschafter aus Pappistan reiste in Begleitung der dortigen Feuerwehr an. Ich verwende diese Pappteller seit über 20 Jahren, sie sind schön leicht, haben nicht die Schwere von Leinwänden. Ich liebe ihre barocken Riefen.“

Dieser Katalog erzählt von Portraits und Papptellern. Er beschreibt die Idee, die Realisierung und die Utopie, die sich vor über 20 Jahren aus der simplen Idee entwickelt hat, auf dem Trägermaterial „Pappteller“ zu malen. Recherchen in Städten wie Luckenwalde, wo der Pappteller ursprünglich herkommt, sowie Essays über die Beweggründe, die Portraitisten und Portraitierte seit jeher dazu bringen, sich mit dem menschlichen Antlitz auseinanderzusetzen, machen den Katalog – zusammen mit den über 80 farbigen Abbildungen – zu einem vergnüglichen, aber auch tiefsinnigen Leseerlebnis.

Mit einem Nachwort von Dr. Urban Pappi, VG Bild-Kunst.

»Pappies – Portraits auf Pappe«
210 x 148 mm
88 Seiten auf Munken Papier
Edition annaloog
Erste Auflage: 150 Stück, handsigniert
Preis: 25,– € zzgl. Versandkosten

Ein Preis für ausdrucksvolle Portraits

„The Pappies“ – Portraits auf Pappteller bekommt den ersten Preis für Portraitmalerei. Verleihung durch Kunsthaus Lisa, 2024, Marlow

Slow Art – entschleunigte Kunstbetrachtung

Aufgrund der Zeiterfahrungen in der Corona-Pandemie biete ich entschleunigte und achtsame Kunstbetrachtungen an. Zuletzt in den Kunstmuseen Stockach und Singen.

 

„Denken Sie daran, es ist nicht unhöflich, Kunst anzustarren.“ Modern Tate Gallery, London

Aber was passiert, wenn wir fünf Minuten, fünfzehn Minuten, eine Stunde oder einen Nachmittag damit verbringen, ein Kunstwerk wirklich im Detail zu betrachten? Das ist ‚langsames Suchen‘. Slow Art ist ein Ansatz, der auf der Idee basiert, dass wir, wenn wir ein Kunstwerk wirklich kennenlernen wollen, Zeit damit verbringen müssen.

Beim langsamen Schauen geht es nicht darum, dass kunsthistorische Interpretationen Ihnen sagen, wie Sie diese Kunst betrachten sollten. Es geht um Sie und das Kunstwerk, lassen Sie sich Zeit, Ihre eigenen Entdeckungen zu machen und eine persönlichere Verbindung dazu aufzubauen… Slow Art hat eine soziale Komponente, es ist kollaborativ und ermöglicht das Teilen von Wahrnehmungen und Beobachtungen.

Natur writing – Naturerleben

Literarische Texte über die Natur beleuchten das Verhältnis des Menschen zu seiner Umgebung – zu Landschaft, Lebenswelt und anderen Lebewesen. Autobiografische Elemente verbinden sich mit essayistischen Reflexionen über gesellschaftliche Umstände und das eigene Naturerleben. Mein Beitrag im Nantesbucher Leseheft hier zum Nachlesen.

SKUN_NantesbucherLeseheft

Passagiate ischitani

„Passagiate ischitane“
Reiseskizzen auf Ischia

«Was ist eine Insel? Die Welt gibt es nicht, es gibt nur Inseln.»
Jacques Derrida, Philosoph

Aus dem Meer ragt die Insel als Teil der Erde; vom Meer ist sie geschützt, getrennt und ausgeschlossen von den Kontinenten, deren festes, weites Land von tausenden Geschehnissen und Veränderungen durchzogen ist, die es manipulieren, korrumpieren, es altern lassen. Flüssig, umschlossen ist das Inselland; einst unbewohnt, kann es bewohnbar sein von neuem, kann sich erneuern. Eine Welt in der Welt kann das Eiland sein, mit seinen ganz eigenen Regeln. Wir denken an Atlantis, an Utopia, an Robinson Crusoes Insel. Wie viele Inseln und Utopien tauchen auf und versinken in der Zeit? Dazu schreibt der Philosoph Jacques Derrida: «Was ist eine Insel? Die Welt gibt es nicht, es gibt nur Inseln».  Über die Insel nachzudenken heißt also die Welt, die wir erfahren, neu zu denken; die Insel ist die Welt im Kleinen, ist Metapher, Projekt und Rebellion.

(aus: „Cultura non isola“: Procida 2022)

Fenster zur Welt

Seit 2016 – seit 5 Jahren –  ist das „Tiny Arthouse“ ein temporäres, flexibles Ausstellungskonzept, das kunstinteressierten Passanten in der Konstanzer Altstadt ein „Schau-Fenster“ offeriert. Hier präsentieren sich Bilder und Impulsgedanken von „annaloog“ – sozusagen als analoge Website. Ein Fenster zur Welt.

“Ma” – der Zwischenraum

Genauso wichtig wie der gefüllte Raum, ist “ma”, jap. der Raum,
 der zwischen dem gestalteten Raum und der Leere, d.h. zwischen der bemalten und der unbemalten Bildfläche.
 Im japanischen Raumkonzept ist es «der Ort, wo die Götter wohnen.»

An dieser Stelle ist es dies der reservierte Raum für Neues und Unbekanntes.